Der Raum wird nicht richtig warm ?
Das kommt nach dem Austausch der alten Gas- oder Ölheizung durch die Wärmepumpe leider öfters vor. Mit der Wärmepumpe sollte immer automatisch eine Absenkung der Vorlauftemperaturen erfolgen, da der Stromverbrauch gerade bei sehr hohen Temperaturen in der 3. Potenz ( also nicht x 3 , sondern Temp x Temp x Temp) dramatisch zunimmt. Die Stromrechnungen gerade für Februar sind schockierend. Mit den Wärmepumpen geht man als Planer und Installateur viel näher an die Grenzen der Auslegung heran.
Man hätte die Vorlauftemperaturen ja auch schon für die bestehende Gas- oder Ölheizung machen können. Jedoch stand der Aufwand kaum im Verhältnis zu den Einsparungen, da der Verbrauch dort eben nicht in der 3. Potenz zunahm.
Jetzt mit den Wärmepumpen kommt man aber schon an die Grenzen und eine schlechte Auslegung der Heizung (zu schwache Heizkörper, zu enge Rohre, schlechter hydraulischer Abgleich) rächt sich jetzt bitter. Bevor man aber Böden und Wände stemmt, gibt es noch ein paar Tricks, um den Raum wieder warm zu kriegen.
Es ist nämlich noch nicht klar, wo der Übeltäter sitzt. Es gibt mehrere Gründe dafür. Dazu:
- Den Wasserdruck im Kreislauf kontrollieren: Der sollte über 1,5 bar liegen. War er das nicht, Heizwasser auffüllen, Heizung laufen lassen und Umwälzpumpen auf volle Leistung stellen. Nach 1h Umwälzpumpe wieder auf normale Leistung stellen und Messung wiederholen.
Wenn der Wasserdruck zu häufig abgesackt ist, Installateur für Prüfung der Membrausdehnungsgefäße holen. - Heizung einschalten und das Thermostatventil am Heizkörper voll aufdrehen. Gleichzeitig Thermostatventile an anderen, gut funktionierenden Heizkörpern aufdrehen, um so Vergleichswerte zu erhalten.
- Mit einem Anlegethermometer (kein berührungsloses IR -Thermometer, das misst bei metallischen Oberflächen zu häufig Mist) die Vorlauf- und Rücklauftemperaturen am Heizkörper messen. Bei einem H-Block unterhalb des Heizkörpers ist der innere der Vorlauf und der äußere Rücklauf.
- Ist die Vorlauftemperatur an dem problematischen Heizkörper deutlich unter der Tempertaur der anderen Vergleichsheizkörper heisst das, daß nichts ankommt und keine Durchströmung vorliegt.

Gerade im Herbst bei Beginn der Heizperiode macht sich gerne vorhandene Luft im Kreislauf bemerkbar. Dazu den betroffenen Heizkörper entlüften. Nicht sofort wieder zudrehen, sondern durchaus etwas Wasser nachlaufen lassen, bis man sicher ist, daß wirklich nur noch Wasser herausläuft. Für neue Messung etwas warten. Das dauert etwas, bis sich der Heizkörper erwärmt. Falls erfolglos, Schritt 3

Alte Thermostat-ventileeinsätze (also was in dem Heizkörper oder Armatur drin steckt) verharzen im Laufe der Zeit und die Stössel bewegen sich nicht mehr richtig.
Dazu den Wasserzu- und Rücklauf absperren (H-Block unterhalb des Heizkörpers, Spalt muss dann quer stehen) oder falls nicht vorhanden, leider Wasser ablassen. Dann den Ventileinsatz herausschrauben. Den Stössel mit Werkzeug betätigen und prüfen, ob der ohne Verzögerung sauber raus und rein geht. Falls nicht, das ganze Ventil für 24h in Brennspiritus einlegen. Das verharzte Öl/Fett wird herausgelöst und der Stössel sollte wieder gut gehen. Kein Aceton oder andere aggresiven Mittel verwenden, da diese das Schliessgummi angreifen können.
Nun auch mit Licht in das Ventilunterteil schauen. Ist die Öffnung extrem verdreckt oder korrodiert, das Ventilunterteil, sofern es einzeln vorliegt oder sonst ganzen Heizkörper tauschen.
Ventileinsatz reinschrauben. Wasser und Druck (>1,5 bar) drauf, 1h warten und neu messen. Falls erfolglos, d.h immer noch kein warmes Wasser am Vorlaufrohr -> Schritt 4

Mit einem weiteren Thermometer die Temperatur des Heizkörpers an seiner Oberfläche zum Raum an den 4 Ecken des Heizkörpers messen. Wer eine Wärmebildkamera hat, ist nun deutlich im Vorteil.
In dem rechten oberen Bild sieht man einen relativ gleichmäßig erwärmten Heizkörper. Das bedeutet, der Förderstrom an warmen Heizwasser ist ausreichend. Lediglich der Heizkörper ist zu klein, um den gesamten Raum zu erwärmen.
Damit zu Schritt 5:
In dem unteren Bild sieht man, daß obwohl die Vorlauftemperatur auf über 35°C erhöht wurde, die Temperatur schräg gegenüber unten nur 26,9 °C beträgt. Der Heizkörper wird also nicht komplett durchströmt. Mit alleine dem Messen der Vor- und Rücklauftemperaturen wäre das nicht aufgefallen. In diesem Fall stimmt der Förderdruck der Umwälzpumpe der Heizung nicht.
Damit zu Schritt 6:


Obwohl für die Förderung durch die KfW vorgeschrieben, unterbleibt doch zu häufig eine Berechnung der Heizlast des Hauses und damit auch der Räume. Da läßt sich nämlich sehr schnell erkennen, ob der aktuell eingebaute Heizkörper bei den reduzierten Vorlauftemperaturen überhaupt die Heizleistung bringt, die der Raum benötigt. Bei Heizkörpern, die früher mit 75°C Vorlauftemperatur betrieben wurden und nun nur noch mit 45°C heissem Wasser, hat sich die Heizleistung mehr als halbiert !
Je nach Größenbedarf an der Zunahme in der Heizleistung ergeben sich 4 Optionen:
5.1 Luftstrom im Zimmer prüfen
Die Heizkörper arbeiten mit freier Luftströmung. Dazu muss sich im Zimmer ein Kreislauf aufbauen - aus warmer Luft, die oberhalb des Heizkörpers (mit ca 20 cm/s) aufsteigt und an der anderen Zimmerseite wieder nach unten fällt, da abgekühlt. Diese kalte Luft muss nun zurück zum Heizkörper und zwar unterhalb des Heizkörpers. Ist also diese Zirkulation gestört, da z.B. oberhalb des Heizkörpers Tischplatten aufliegen, oder der Heizkörper hinter einem bodentiefen Schrank steht, nützen aus größte Heizkörper nicht, das Zimmer zu erwärmen. Man muss also sich das Zimmer ansehen und schauen, daß eine gute Luftzirkulation möglich wird.

Die Luft steigt über dem Heizkörper normalerweise mit ca 0,2 m/s auf. Steigert man diese durch eine "Zwangskonvektion", d.h. also durch einen Lüfter, läßt sich dadurch auch die Heizleistung erhöhen. Dazu werden inzwischen im Internet regelrechte Zaubergeräte angeboten, die einem das Blaue vom Himmel versprechen. Ursprünglich kamen diese Lüfter aus der Computertechnik, da schon dort leise Gebläse gefordert waren.
Prinzipiell läßt sich damit schon die Heizleistung erhöhen, aber nur in einer bestimmten Konfiguration und Größe.
- Das Anbringen der Fans an der Vorderseite der Heizkörper bringt nichts. Die Luft muß nach oben geblasen werden. Ist die Luftzirkulation wie in 5.1. beschrieben, unterbrochen, bringen auch die Gebläse nichts.
- Die Gebläse müssen fast die gesamte Breite des Heizkörpers abdecken. Lediglich ein Fan in der Mitte bringt nichts.
- Meist sind die Gebläse bei kleiner Drehzahl recht leise, werden dann aber bei höherer Leistung laut, den meisten zu laut.
Die Leistungssteigerung liegt je nach Drehzahl maximal bei zusätzlichen 30% (d.h. einer Luftgeschwindigkeit von 1m/s). Aber auch hier: Diese Geräte können nicht zaubern. Sie können akzeptabel die Heizleistung um 10-20% steigern, mehr ist dann doch den meisten meist zu laut.

5.3 Dickere, größere Heizkörper
Die Flachheizkörper sind in Europa in 4 Typen aufgeteilt: 11, 21, 22, 33. Damit sind bei gleichen Abmessungen für Breite und Höhe unterschiedliche Heizleistungen realisierbar. Die 33 Type weist mehr Heizflächen auf als die Type 11.
Bei der Heizlastberechnung schauen wir daher immer darauf, welche Type aktuell eingebaut ist. Ergibt sich, daß der Heizkörper nach Absenkung der Vorlauftemperatur zu schwach ist, prüfen wir, ob eine "Aufrüstung" auf eine höhere Type möglich ist und damit der Heizbedarf des Raumes bei 45° VLT gedeckt werden kann. Wenn nicht, dann prüfen wir, inwieweit ein breiterer und/oder höherer Heizkörper eingesetzt werden kann. In den meisten Fällen läßt sich damit auch das Problem lösen.
Befindet sich der aktuelle Heizkörper aber zum Beispiel in einer Fensternische, bei der Höhe und Breite begrenzt sind, ist man gekniffen.
- Entweder man schliesst die Fensternische, die thermodynamisch sowieso schlecht sind, da sie verstärkt die Wärme durchlassen und baut dann den neueren größeren Heizkörper davor. Viele Kudnen scheuen aber dies, da aufwändig und zudem kostbare Raumfläche verloren geht
- Oder man setzt einen 2 Heizkörper in den Raum, den man von unten oder mit einem Abzweig aus dem bestehenden Heizkörper versorgt. Dazu muß aber die Durchstömung an diesem Heizkörper sehr gut sein. Nicht immer ist das gegeben. In disesm Fall müssen die Förderdrücke an dem entsprechenden Heizkörper gemessen werden.
- Oder man tauscht den Heizkörper mit sogenannten Gebläsekonvektoren ("Fan coils") aus. Diese sind Wärmetauscher mit Gebläse drin, aber deutlich professioneller gemacht als die nachgerüsteten PC Fans. Sie benötigen einen 230V Anschluss. Diese Geräte gibt es in der "Truhenversion" in einer Heizleistung von 1,5 bis zu 8 kW.
Zum Vergleich: Ein Fan Coil mit 1m Breite, 50 cm Höhe, 20 cm Tiefe hat eine Heizleistung von 1,4 bis 2,9 kW - je nach Einstellung des Gebläses: Ein Heizkörper Typ 33 mit den Abmassen 1m lang. 50 cm hoch eine max Heizleistung von 0,8 kW, also weniger als die Hälfte. Der Nachteil: die Fan Coils machen Krach. Zwar wenig mit 18-30 dB(A), aber trotzdem kaum geeignet, um daneben zu schlummern.


5.4 Förderleistung der Umwälzpumpe der Heizung erhöhen
Handelt es sich um eine moderne ERP Pumpe mit niedrigem Stromverbrauch, so verfügen die über eine Steuerelektronik, mit der sich die Förderleistung verändern läßt. Die einfachen Modelle in 3 Stufen, die komplexeren über Eingabe an der Pumpe oder Bluetooth. Liegt man nicht bereits am oberen Förderlimit (auch das ist schon merkwürdig), so läßt sich der Förderstrom erhöhen und vielleicht damit das Problem lösen. Das geht aber nur in kleinem Rahmen.
Steigt der Förderstrom zu stark an, steigt die Durchflussgeschwindigkeit des Wassers in den Heizungsrohren auch an. Damit erhöht sich der Fließwiderstand des Wassers im Rohr und zwar im Quadrat !!
Ab einem bestimmten Druck merkt die Pumpe das und sie schaltet dann ab ! Denn die Pumpe meint nun, daß am Ende das Thermostatventil zu ist und es ja wohl keinen Sinn macht, Heizungswasser umzuwälzen, wenn man an dem Heizkörper gar nicht heizen will, da ja das Ventil zu sei. In diesem Fall also klassischer Rohrkrepierer.
Da man in diesem Fall meistens die Rohrdimensionen nicht kennt und man auch nicht nachschauen kann, da die Rohre auf Ewigkeit im Estrich verlegt wurden, hilft hier nur Versuchen, Drücke messen und Nachregeln. Es kann also sehr gut sein, daß mehr - hier Fördervolumen - zu weniger Ergebnis - also Heizleistung führen kann.
Wurde das Fördervolumen auf maximal gesetzt, und danach sind alle Heizkörper durchströmt, nur der kritische nicht, dann kann man auch an einen Pumpentausch denken. Das ist dann aber Sache eines Fachmannes, das auszurechnen.

Wird der Heizkörper ungleichmäßig erwärmt, ist dies ein Zeichen, daß die Förderhöhe am Eingang des warmen Wassers in den Heizkörper nicht ausreicht. Die Gründe können dafür zu schwache Umwalzpumpe und zu enge Rohre bis zu dem Heizkörper sein. Nun kann man entweder die Förderhöhe der Pumpe verändern oder die Rohre zu dem Heizkörper austauschen. Letzteres ist mit Boden- und Wändeaufreissen verbunden, was viel Dreck macht und teuer ist. Daher wird diese Variante - neue Rohre - fast immer abgelehnt.
Die 2. Option ist, die Förderhöhe an der Umwälzpumpe zu erhöhen: Das kann vielleicht helfen, aber auch leicht nach hinten losgehen.
Auch wenn man die Förderhöhe hochsetzt, so erhöht man eigentlich nur die Drehzahl des Pumpenrads. Damit steigt das Fördervolumen und damit auch die Fördergeschwindigkeit des Wassers im Kreislauf. Mit der Geschwindigkeit des Wassers steigt der Fließwiderstand des Wassers in den Heizungsrohren - und zwar im Quadrat!
Ab einem bestimmten Druck merkt die Pumpe das und sie schaltet ab ! Denn die Pumpe meint nun, daß am Ende das Thermostatventil zu ist und es ja wohl keinen Sinn macht, Heizungswasser umzuwälzen, wenn man an dem Heizkörper gar nicht heizen will, da ja das Ventil zu sei. In diesem Fall also klassischer Rohrkrepierer.
Genau für diesen Problemfall wurde vor ca. 10 Jahren von der Firma Wilo die dezentrale Heizungspumpe "Geniax" entwickelt. Diese wird an den unwilligen Heizkörper angeflanscht und saugt das Wasser durch den Heizkörper durch. Damit wird dieser einzelne Heizkörper - unabhängig von den anderen Heizkörpern im Haus besser durchströmt. Eine grandiose Idee ! Nur war das Produkt nicht erfolgreich.
Das Produkt als Nachrüstset ("Heat Fix") hatte einige Nachteile: Es war kein automatischer Betrieb möglich, d.h. daß sich die Drehzahl je nach Bedarf und Situation verändert. Der Vorlauf konnte nicht unterbrochen werden. Das war problematisch, wenn der Heizkörper überhaupt nicht heizen sollte, die vorhandene große Umwälzpumpe dennoch förderte. Damit wurde der Heizkörper doch warm. Zwar nur etwas, aber dennoch zu viel. Und der Raumthermostat war Modell Asbach-Uralt und sehr unkomfortabel. Er erlaubte u.a. keine Zeitsteuerung und man sah keine Temperaturen und nicht, wie schnell die Pumpe förderte.
Aus diesem Dilemma heraus haben wir von Nawako eine deutlich günstigere und bessere Steuerung entwickelt, die den Betrieb von bis zu 2 Motoren in dem Raum ermöglicht. Diese haben wir auch mehrfach und erfolgreich verkauft und installiert.
Seit Mitte 2025 ist die kleine Pumpe jedoch nicht mehr lieferbar, da ausverkauft. Da auch keine neuen produziert werden sollen, haben wir nun angefangen, eine eigene Minipumpe zu entwickeln und mehr unserer Ideen zur Vereinfachung umzusetzen. Wir hoffen, die Mitte/Ende 2026 liefern zu können.
Nach unserer Erfahrung ist eigentlich nur diese kleine Pumpe in der Lage, mangelhaft versorgte Heizkörper ohne aufwendiges Stemmen von Böden und Wänden wieder zum Leben zu bringen.

